Ich bin dann mal weg…
hieß es früher, als Kinder einfach Draußen gespielt haben. Das Draußen war dabei nicht der Vorgarten oder der Spielplatz im Wohngebiet. Das Draußen war am Stadtrand, zwischen Gärten im Wäldchen oder an interessanten Orten im Dorf- oder Stadtkern, wo man zwischen Häusern und in versteckten Winkeln spielte. Es wurde herumgezogen, erkundet und auch manchmal eine verbotene Grenze übertreten. Spielplatz war überall und die Eltern waren in den 70er/80er Jahren eher unbekümmert im Gegensatz zu heute. Hauptsache die Kinder waren am Abend, wenn die Geschäfte schlossen, wieder da. Es ist nicht alles zu idealisieren, was früher war, jedoch waren die Möglichkeiten unbeobachtet draußen zu spielen prima. Beim Draußenspiel waren Kinder unter sich, in ihrer Welt ohne Erwachsene und haben dabei ein Stück weit gelernt selbständig zu sein, sich sozial zu behaupten und sich zu orientieren – es war ein Stück Freiheit, nach der Schule loszuziehen.
17 Minuten draußen
Heute spielen Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren im Durchschnitt 17 Minuten pro Tag ohne Aufsicht draußen, so die Studie „Raum für Kinderspiel“ des deutschen Kinderhilfswerkes. Sofern die Bedingungen gut sind, also das Wohnumfeld gefahrlos, Spielorte zugänglich, es dort Möglichkeiten gibt, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu treten und selbst was zu gestalten, sind es sogar durchschnittlich 106 Minuten pro Tag, so die Studie. Das hat wiederum zur Folge, dass Kinder unter schlechten Bedingungen auch weniger Möglichkeit haben, alleine draußen zu spielen. Eltern beaufsichtigen die Kinder lieber. denn zu groß sind heute die befürchteten Gefahren im Straßenverkehr, wie auch andere soziale Gefahren, berichtet die Studie. Die Folgen sind „soziale Entwicklungsverzögerungen“ und eine „Verhäuslichung der Kinder“, ganz zu schweigen von dem erhöhten Medienkonsum, der damit einhergeht.
Spielen ist mehr
Die Zeit kann man nicht zurückdrehen. Also müssen wir unseren Kindern heute möglichst gute Bedingungen bieten, um draußen ohne Aufsicht spielen zu können. Es reicht nicht, am Ende der Straße ein paar TÜV-geprüfte Spielgeräte aufzustellen, die dann letztlich verwaist vor sich hin quietschen. Jedoch sollten auch einfache eher unspektakuläre Spielmöglichkeiten nicht großen Attraktionen geopfert wer-den. Kinder benötigen vor allem Räume, die sie selbst erobern können, die ihre Fantasie anregen und frei von Vorgaben sind (hier wird gerutscht!, da wird geschaukelt!). Wie das aussehen kann, erfährt man am besten bei der Zusammenarbeit mit pädagogisch erfahrenen Spielplatzentwicklern, die auch Kinder und Eltern in die Planung und Gestaltung von Spielorten einbeziehen. Beispiele und fachliche Hintergründe, thematisiert die Fachveranstaltung KINDER.SPIEL.PLATZ für Städte und Gemeinden des Landkreises im November dieses Jahres.
Übrigens…. mit der Beteiligung von Kindern wurden in Eckental und Baiersdorf Kinderortspläne erstellt. Dafür wurden die Orte in Streifzügen erkundet und u.a. Spielplätze, Treffpunkte, wichtige Einrichtungen für Kinder sowie Gefahrenstellen eingezeichnet. Die Pläne finden Sie im Internet unter: www.kinderplan.net
Fachveranstaltung „KINDER.SPIEL.PLATZ. – Wieviel Spielplatz braucht das Kind?“ am 08. November 2018 von 14 bis 17 Uhr im Landratsamt Erlangen-Höchstadt. Mehr dazu…